Heute möchte ich euch gerne das Kinderbuch “Das Tier in meinem Bauch” von Grzegorz Kasdepke und Tomek Kozlowski, erschienen im Beltz Verlag, vorstellen. Für mich handelt die Geschichte um ein kleines Mädchen, die ein Tier in ihrem Bauch vermutet, vom Thema des manchmal zu einseitigen Umgangs der Großen, mit der Phantasiewelt unserer Kinder. Auf lustige und leichte Art, erzählt “das Tier in meinem Bauch” einerseits eine schöne kinderfreundliche Geschichte, andererseits aber auch von der zwar manchmal zwar naiven Sicht der Kinder auf ihre Umwelt, die es aber trotzdem verdient hat, ernst genommen und nicht belächelt zu werden. Die Phantasiewelt von Kindern ist ein Geschenk der Jugend und kann neben Auslöser von Ängsten auch erwünschter Zufluchtsort und benötigter Begleiter sein.
Kurz und knapp: “Das Tier in meinem Bauch”, Autor: Grzegorz Kasdepke, Illustrator: Tomek Kozlowski, Übersetzung: Urszula Czerska, Beltz Verlag, 46 Seiten, Hardcover, ca. 15 x 25 cm, empfohlenes Alter: 5 – 7 Jahre, 12,95 Euro, mit kleinen Abstrichen – zu empfehlen
Zum Inhalt: Im Bauch eines kleinen Mädchens wohnt ein Tier, das immer wieder knurrt, grummelt und brüllt. Doch als die Kleine (deren Namen wir nie erfahren) Mama, Papa, Opa, Oma,… davon erzählen möchte, glaubt ihr keiner. Hier bleibt das kleine Mädchen von den Erwachsenen mit ihren Sorgen um das Tier in ihrem Bauch unverstanden. Nur ein kleiner Junge im Kindergarten hört das Tier brüllen und hat schon eine eigene Theorie, wo das Tier vielleicht her kommt. Zudem stellt er einige beunruhigende Fragen. Damit das Mädchen nicht wegen des gefräßigen Tieres platzt, solle sie nun lieber nichts mehr essen. Gesagt, getan. Aber jetzt wird das Tier erst richtig laut. Da kann nur die Erzieherin mit einer großen Portion Eis Abhilfe schaffen. Dann zieht das Tier aber plötzlich aus dem Bauch des Mädchens aus und wird unerwarteter Weise, vermisst. Kein Problem, dann kann ja ein neues Tier einziehen!
Zum Design: Tomek Koztolowski illustriert, d.h. begleitet mit seinen Bildern die Geschichte um das kleine Mädchen eher, als er sie erzählt. Damit unterscheiden sich seine Illustrationen von den meisten Kinderbüchern für diese Altersgruppe, die meiner Meinung nach, gewöhnlich stärker auf die visuelle Unterstützung der Geschichte durch Bilder setzen. Koztolowskis Stil erinnert mich mit seinen abstrakte Zeichnungen an die Illustrationen von Oliver Jeffers. Koztolowski unterstützt die Geschichte indem er einfache, reduzierte, meist kleine und skizzenähnlichen Bildern randständig um den Text positioniert. Die Zeichnungen erinnern an kindliche Bilder, die teils, wie bei Kleinkindern, nur kritzlig und halb ausgemalt sind. Zusätzlich bedient sich Koztolowski gelegentlich Elementen der Collage und variiert auch sonst in der Verwendung seiner grafischen Stile. Mal ist der Hintergrund einzelner Objekte als strukturierte Fläche koloriert, dann wieder mit Buntstift ausgemalt, oder auch einfarbig, mittels digitalem Medium gestaltet. Die Hauptcharaktere sind entweder teils oder ganz, mit einem schwarzen Liner umrandet und wie auch andere Objekte in den Illustrationen, mal koloriert, mal nicht. Die Illustrationen von Tomek Koztolowski sind gelungen und interessant, nehmen aber nicht den Stellenwert im Buch ein, den man von vielen anderen Kinderbüchern gewöhnt ist. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann darin aber vielleicht die Intention erkennen, Kinder der empfohlenen Altersgruppe von 5-7, also Schulanfängern, mehr an das Lesen als das Bildchen schauen heran führen zu wollen.
Zum Text: Hier kann ich nur den übersetzten Text von Urszula Czerska beurteilen, welcher auf der polnischen Geschichte von Grzegorz Kasdepke beruht. Der Text ist mit seinem Wechsel von wörtlicher Rede und narrativen Teilen, schön zu lesen, bestehend aus kurzen Sätzen und für Kinder gut verständlich. Was mich allerdings anfangs etwas verwundert hat, da es in Kinderbüchern eher seltener zu finden ist, ist das Verwenden der Ich- Perspektive. So wird die gesamte Geschichte direkt aus der Sicht des Mädchens erzählt. Ich konnte mir allerdings kein genaue Meinung dazu bilden, ob ich das nun gut oder schlecht finde, da ich nicht sicher bin, ob diese Erzählperspektive für Kinder nun leichter oder schwerer verständlich ist. Die Geschichte ist jedenfalls kinderfreundlich geschrieben und macht wirklich Spaß beim Lesen. Ich hätte mich allerdings über ein leichtes Verkürzen des Textes gefreut, da die 46 Seiten sonst kaum in einer guten Vorlesezeit für den Abend, zu schaffen sind.
Was mein(e) Kind(er) zum Buch sagt(en): Für unsere Kleine mit 1 1/2 Jahren, war das Buch verständlicher Weise noch deutlich zu anspruchsvoll. Aber unserem Großen hat das Buch “sehr gut” gefallen. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob er trotz angestrengtem Lauschen, sich die komplette Geschichte erschließen konnte, oder ob das Verständnis um Phantasie und Wirklichkeit für ihn, mit seinen nicht ganz 4 Jahren, vielleicht doch noch nicht ganz gegeben war. So oder so hatte er Spaß beim Zuhören und lässt sich die Geschichte um das Tier im Bauch, gerne immer mal wieder vorlesen.
Fazit: “Das Tier in meinem Bauch” ist ein wirklich gelungenes Kinderbuch mit origineller Geschichte, schönem Text und schönen, aber nur begleitenden lllustrationen. Die Geschichte bietet neben dem primären, für Kinder greifbarem Geschehen auch einige Interpretationsansätze und ist deswegen auch für Erwachsene interessant. Als Vorlesegeschichte zum Abend, hätte man es textlich vielleicht noch etwas komprimieren können um eine schönere und kinderfreundlicher Vorleselänge, als Gutenachtgeschichte am Abend, zu erreichen. Uns hat “Das Tier in meinem Bauch” aber auch so, viel (Vor-)Lesespaß gemacht und wir können es allen fantasievollen kindlichen Zuhörern und ausgewachsenen Vorlesern wirklich empfehlen.